Die Hammerburger
Obgleich die Stände bei Republikgründung abgeschafft wurden, unterscheiden sich die Hammerburger teils stark aufgrund ihrer Herkunft und ihres Berufs. Einerseits gibt es die geborenen Hammerburger, deren Stammbäume tief in diesem Land verwurzelt sind. Sie wirken zumeist eher kühl und unnahbar. Vorallem aber sind sie stolz, unabhängig davon ob sie zu einem hohen Handelshaus gehören oder sich als Tagelöhner im Hafen verdingen. Ein Fremder sollte es tunlichst vermeiden sie zu beleidigen, denn der stolz der freien Bürger Hammerburgs ist in der Region berüchtigt. Denn sie kennen über sich keinen Herren und unter sich keinen Knecht. Dieser Stolz wird von Fremdländern gerne auch als Arroganz aufgefasst, da sie Adel, vorallem herschenden Adel, verachten und geringschätzen. Obwohl die Hammerburg auf einer alten Kultstätte erbaut wurde, waren die Hammerburger selbst den Religionen nie besonders zugetan. Lediglich die alten Handelsfamilien pflegen zum Teil noch die alten Traditionen. Ein Umstand, der bei den einfacheren Bürgern zumeist für Kopfschütteln und Unverständnis sorgt.
Auf der anderen Seite gibt es die Hammerburger mit fremdländischen Wurzeln. Ein recht großer Teil der Bürger Hammerburgs stammt von Einwanderern ab, die in den letzten Jahrhunderten herkamen um ein Geschäft zu eröffnen oder ihr Glück in der blühenden Wirtschaft zu suchen. Man erkennt sie oft leicht an ihrer offenen Art, mit der sie im krassen Gegensatz zu den „alteingesessenen“ stehen. Doch auch wenn sie erst in zweiter oder dritter Generation hier leben, sollte man ihre Verbundenheit mit der neuen Heimat und ihren Stolz nie unterschätzen. Manch Familie aus Zugewanderten pflegt dabei, auf diskrete art, noch die Gebräuche und den Glauben ihrer alten Heimat.
Äußerlich lassen sich die Einwohner der Stadt übrigens nur schwer einordnen. Durch den steten Zustrom fremdländischer Einflüsse, entwickelte sich eine recht konfuse Mode in Hammerburg, die oft Stile verschiedenster Länder miteinander kombiniert. Dies führt bei Reisenden nicht selten zu Irritationen.
Die Handelshäuser
Die altehrwürdigen Handelshäuser bilden seit der Abschaffung des Adels eine besondere Schicht in der Gesellschaft. Diese Kaufmannsdynastien zeichnen sich dadurch aus, dass sie schon vor der Unabhängigkeit Hammerburgs fest im städtischen Handel verwurzelt waren und sich während der Rebellion auf Seiten der Aufständischen befanden oder sich gänzlich raus hielten. Nachdem Ottokar der Feige vertrieben war, stellten die Handelshäuser den größten Teil der gesellschaftlichen Elite und einen erheblichen Teil des Ersten Senats. Obwohl die Handelshäuser auch als Bürgeradel bezeichnet werden könnten – wovon man gegenüber Hammerburgern tunlichst absehen sollte – gelten sie als unabhängige bürgerliche Oberschicht, die keine feudalen Ansprüche erhebt. Ihr Einfluss auf die Politik ist nichtsdestotrotz gewaltig und die angesehensten Familien sind auch heute zumeist im Senat vertreten. Die ehrfurcht vor dem Aufstieg oder Fall der eigenen Familie sorgt dabei für eine gewisse Vorsicht, mit der eigenen Macht und dem Reichtum nicht zu prahlen. Während die Handelshäuser nach Außen ein Bild von Einigkeit und Stabilität pflegen, kommt es unter ihnen durchaus zu heftigen Streitereien und sogar Fehden, von denen die Bürger der Stadt jedoch nur selten etwas erfahren.
Die Handwerker Doromauns
Im Handwerkerort Doromaun lebt ein völlig anderer Schlag von Menschen. Da der Adel früh das Interesse am Sagaberg und Doromaun verlor, wurde die Verwaltung des kleinen Ortes bereits damals den Handwerksmeistern überlassen, welche daraufhin einen Rat aus den Meistern der drei größten Zünfte bildeten. Das Triumvirat der Meister aus Stein-, Holz- und Eisenhandwerk regiert so seit vielen Hundert Jahren relativ ungestört über Doromaun. Während des Aufstands gegen Erbgraf Ottokar standen die Doromauner klar auf Seiten der Freiheit, wobei sie jedoch selbst wenig zum Aufstand beitrugen, da sich in Doromaun schlichtweg kaum ein Vertreter oder auch nur Befürworter des Adels fand. Obwohl es auch in der Hauptstadt etliche Handwerker gibt, die sich gut in das städtische Leben angepasst haben, herrscht am Sagaberg ein rauerer Ton. Nicht selten kommt es zu legendären Schlägereien in der örtlichen Taverne „Zum rostigen Hammer“, bei der kaum ein Stein auf dem anderen bleibt. Dabei geht es zumeist darum, wer die dickeren Oberarme hat oder wessen Handwerk das anspruchsvollere ist. Vermutlich ist diese ungeschliffene Art auch der Grund dafür, dass die relativ freien Handwerker Doromauns nach dem Aufstand gegen Erbgraf Ottokar kaum von der städtischen Bevölkerung berücksichtigt wurden, als es um die Bildung des ersten Senats ging. Ein Umstand den die Doromauner bis heute nicht vergessen haben und weshalb sie immernoch um jedes bisschen Einfluss in der Hauptstadt mit den Handelshäusern ringen müssen. Gleichwohl genießen die Meister Doromauns hohes Ansehen für ihre Handwerkskunst. Als die große Orkhorde kam versuchten die störrischen Doromauner Handwerker zuerst Widerstand zu leisten, doch mussten sie schnell und unter großen Verlusten einsehen, dass ihre Oberarme für diesen Kampf nicht dick genug waren. So flohen sie in die befestigte Hauptstadt und einige von dort in andere Länder. Es waren vorallem die drei großen Zünfte, die sich nicht aus ihrer Heimat vertrieben ließen und unter der Belagerung ausharrten und Hammerburg intakt hielten. Als die Orks nach quälend langen fünf Jahren endlich abzogen, wurde Doromaun schnell wieder aufgebaut und Hammerburg mit den dringend benötigten Handwerkswaren wie Mauersteinen, Mörtel, Nägeln, Werkzeugen und Schindeln und Dielen versorgt.
Die Fremdländischen
Neben den einheimischen und zugewanderten Bürgern stellen Einwohner aus anderen Landen ebenfalls einen großen Anteil der Bevölkerung. Dabei ist die Bezeichnung als Fremdländer in Abgrenzung zu den geborenen und alteingesessenen Einheimischen zu verstehen, da sie sich meist erst seit wenigen Jahren in Hammerburg befinden und noch nicht vollständig in die Gesellschaft eingepasst haben. Allerdings lassen sich viele von ihnen dauerhaft hier nieder und erwerben das Bürgerrecht. Trotzdem fallen sie durch ihre oft eigene Kultur und Tradition noch auf und bilden eine eigene soziale Gruppe. Vorallem in den Hafen- und Handelsbezirken Hammerburgs, so behauptet manch ein Hammerburger, gäbe es inzwischen mehr Fremdländische denn Einheimische. Durch diese Ausgrenzung oder nur teilweise Anerkennung bleiben sie meist unter sich und pflegen Beziehungen eher zu anderen Fremdländischen, auch unterschiedlicher Herkunft, als zu den Eingeborenen. Die teils drastischen Kulturunterschiede sind eine große Hürde bei der Integration in die Gesellschaft und sorgen gelegentlich für Spannungen zwischen Fremdländern und Einheimischen. So sind sie nicht selten der Sündenbock der einfachen Leute und werden schnell beschuldigt für Verbrechen und Katastrophen verantwortlich zu sein. Gleichzeitig sind sie jedoch zusammen mit den altehrwürdigen Handelsfamilien zwei Seiten des selben Talers und unverzichtbarer Bestandteil des Handels und somit des Wohlstands Hammerburgs.